Einsatz im Steinbruch: Ein 2-Wege-Unimog bewegt tonnenweise Schotter

Fahrzeug & Technik

Rangierkünstler.

Ein U 423 in 2-Wege-Ausführung stellt beim Unternehmen Hengl Waggons mit Gleisschotter bereit. Dabei bewegt er bis zu 400 Tonnen Schotter pro Tour – und glänzt mit umfangreicher technischer Ausstattung.


Der Steinbruch des Familienunternehmens Hengl ist bei der Anfahrt von Süden auf der niederösterreichischen Bundesstraße 4 Richtung Maissau bereits weithin sichtbar. Nicht nur die Größe des Abbaugeländes ist bemerkenswert, auch das größtenteils zweigleisig ausgebaute Anschlussgleis an die Franz-Josefs-Bahn fällt auf. Zu dieser kaiserlichen Bahnstrecke zwischen Wien und Prag haben die Hengls seit dem Bau eine enge Verbindung: Dipl.-Ing. Raimund Hengl, Großvater des heutigen Geschäftsführers Ing. Max Hengl, war bereits maßgeblich beim Bau der Trasse beschäftigt. So beteiligte er sich 1912 gemeinsam mit seiner Frau Ottilie an der Janda Sand- und Kunststeinerzeugung in Limberg und betrieb ab 1918 einen Steinbruch und ein Schotterwerk für den Ausbau der Franz-Josefs-Bahn. Diese Nähe zur Bahn ist den Hengls bis heute geblieben.


Mit einem Dienstgewicht von circa 12,5 Tonnen erzeugt der Unimog über seine Räder genügend Traktion im Schienenbetrieb.


Technisch anspruchsvolles Material.

Bahnschotter ist in der Gewinnung und Aufbereitung anspruchsvoll und kann nur aus dem widerstandsfähigsten Rohgestein erzeugt werden. Penibelst gewaschen wird der grobe Schotter direkt im Steinbruch auf Spezialwaggons der österreichischen Bundesbahnen verladen, die auf dem eigenen Anschlussgleis paratstehen. Über die knapp 400 Meter entfernt verlaufende Franz-Josefs-Bahn gelangt der Limberger Bahnschotter zu den schienengebundenen Infrastrukturprojekten in Österreich.



Vollausstattung für herausfordernden Einsatz.

Seit mehr als 20 Jahren leistet ein Mercedes‑Benz Unimog in 2‑Wege‑Ausführung Rangierarbeit bei Hengl. Rechtzeitig zum 75‑jährigen Jubiläum des legendären Universalmotorgerätes hat die Hengl Mineral GmbH einen brandneuen Unimog U 423 in Betrieb genommen. Bereits auf das Jahr 1965 datiert der erste 2‑Wege Unimog. Die Erfahrung bei Mercedes‑Benz und der Zagro Group, die dieses Exemplar zum 2‑Wege-Fahrzeug aufgebaut hat, ist in jedem Detail zu spüren. Nur um eine Vorstellung zu bekommen, wie viel Technik in diesen Fahrzeugen steckt: Die offizielle Ausstattungsliste umfasst acht Seiten.

Die Anforderungen für den Unimog im Steinbruch mit oftmals feuchter Umgebung sind durchwegs hoch. Eine Fülle an technischen Hilfsmitteln unterstützt Fahrer und Gerät bei der Arbeit.


Auf dem größtenteils zweigleisig ausgebauten Anschlussgleis bei Hengl bewegt der neue Unimog Waggons mit bis zu 52 Achsen und einem Gesamtgewicht von 800 Tonnen.
Auf dem größtenteils zweigleisig ausgebauten Anschlussgleis bei Hengl bewegt der neue Unimog Waggons mit bis zu 52 Achsen und einem Gesamtgewicht von 800 Tonnen.

Traktion auf allen Wegen.

Auf dem Weg zum Einsatzort spielt der Unimog bereits seine Vorteile aus. Aus 5,1 Liter Hubraum schöpft der OM 934 170 kW und ein maximales Drehmoment von 900 Nm. Dank Differenzialsperren an Vorder- und Hinterachse erreicht er bei allen Witterungsbedingungen den nächsten Aufgleisungspunkt. Die exakte Positionierung des Unimog über den Gleisen überwacht der Fahrer bequem auf dem Display in der Kabine, das zwei Kamerabilder jeweils eines Schienenrades pro Achse zeigt.



Gerade wenn es um die Traktion der vier Antriebsräder geht, sorgt das hohe Eigengewicht von bis zu 13,8 Tonnen für ausgezeichnete Reibwerte zwischen Gummibereifung und Gleiskörper. Zusätzlich verfügt der Hengl Unimog auch noch über eine eigene Gleistrocknungsanlage, die während der Fahrt unmittelbar vor den Rädern zum Einsatz kommt.

Präzise und effizient.

Ist der Unimog aufgegleist und damit zum Rangierfahrzeug mutiert, erwartet ihn seine eigentliche Arbeit. Das Ankoppeln der Waggons funktioniert dank einer weiteren Kamera mühelos. Nach einem kurzen Kontrollgang um das lange Gespann geht es auch schon los. Der leise laufende Schraubenkompressor wird über den Motor-Nebenabtrieb angesteuert, fördert bis zu 1.750 Liter/min und versorgt fünf Luftbehälter sowie ein Betriebsvolumen von 4.250 Litern. Genug also, um die Bremsen an 52 Achsen zu lösen. Mit maximal 20 km/h bahnt sich der Zugverband seinen Weg durch das sanft geschwungene Hengl-Tal. Auf einem großen Tablet werden dem Fahrer auch noch alle relevanten Daten der Förderanlage angezeigt. Weitere Kameras erlauben bei Hengl die exakte Positionierung der einzelnen Waggons für präzise und effiziente Beladung auch im Einmann-Betrieb. Keine 15 Minuten später sind alle Waggons beladen und rund 400 Tonnen Schotter bereit zum Transport. Der Unimog wechselt vom Zug- in den Schubmodus und folgt den Schienen Richtung Franz-Josefs-Bahn.


Zur Vollausstattung des Hengl Unimog zählt auch eine Gleistrocknungsanlage für optimale Traktion der vier Räder.
Zur Vollausstattung des Hengl Unimog zählt auch eine Gleistrocknungsanlage für optimale Traktion der vier Räder.
Ausgelegt ist der Unimog auf eine Spurweite von 1.435 mm – die Einpresstiefe seiner Räder ist dementsprechend eindrucksvoll.
Ausgelegt ist der Unimog auf eine Spurweite von 1.435 mm – die Einpresstiefe seiner Räder ist dementsprechend eindrucksvoll.

Sobald die beladenen Waggons zur Abholung bereitgestellt sind, verlässt der Unimog die Schienen wieder und kann mit bis zu 89 km/h zum nächsten Einsatz fahren. Das Fahrgefühl auf der Straße ist mit dem Schwergewicht übrigens recht gewöhnungsbedürftig – nicht zuletzt aufgrund seiner geringen Spurbreite. Spuren hinterlässt der 2‑Wege Unimog jedenfalls. Beeindruckend ist die Leistungsfähigkeit des Unimog, wenn er bis zu 800 Tonnen scheinbar mühelos und fast lautlos in Bewegung setzt.

Das Video zum Einsatz des Unimog U 423 seht ihr auf www.1truck.tv


Fotos: 1Truck Media GmbH

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