NOSRETI befördert alles, was länger, breiter, höher oder schwerer ist als gewöhnlich
Wirtschaft & Logistik
NOSRETI Specialtransport hat schon beinahe alles transportiert, was länger, breiter, höher oder schwerer ist, als die Straßenverkehrsordnung normalerweise erlaubt. Jüngstes Glanzstück: ein Kraftwerksteil für die Slowakei.
Der rote Arocs 4163 S 8x4 bis 250 Tonnen des Unternehmens NOSRETI Specialtransport rollt gerade vom Betriebsgelände der BRUSH SEM s.r.o. Das robuste Fahrzeug hat eine anspruchsvolle Reise vor sich, die erst eine Woche später enden soll, wenn es schließlich seinen Bestimmungsort erreicht. Es ist das Kraftwerk Mochovce im Westen der Slowakei.
Der Arocs wird dabei von einem Actros und einer weiteren Zugmaschine unterstützt. Die transportierte Last ist nichts Geringeres als der Ständer eines Kraftwerk-Generators – ein sogenannter Stator – mit einem Gewicht von fast 190 Tonnen. Die Parameter des Sattelzugs sind beeindruckend: Er ist 47,5 Meter lang, 4,4 Meter breit und 5,3 Meter hoch. Das Gesamtgewicht beträgt 293 Tonnen. Und ähnlich lang wie die Ladung selbst ist auch die Liste der Städte und Gemeinden, die er unterwegs passiert: Touzim, Slany, Kolin, Litomysl, Prerov und Veseli nad Moravou, um nur einige zu nennen. Hinter der Grenze geht es durch Trnava, Seredi und Nitra.
Bei NOSRETI blickt man stolz auf eine 60-jährige Geschichte zurück. Das Unternehmen knüpft an die Tradition von CSAD Schwertransporte Ostrau an und ist dort noch heute ansässig. Vor einem Monat begann ein neues Kapitel seiner Geschichte: NOSRETI ist Teil des führenden Anbieters auf dem europäischen Markt, der Universal Transport Gruppe, geworden. „In den Jahrzehnten unseres Bestehens haben wir in der Tat eine breite Palette von Ladungen befördert: von Landwirtschaft-, Bau- und Militärtechnik über Flugzeuge, Straßenbahnen und Busse bis hin zu Montageeinrichtungen oder Freizeitschiffen“, erklärt Geschäftsführer Ales Havlasek. „Wir haben aber auch gigantische Generatoren und Transformatoren sowie weitere Schwerlasten mit einem außerordentlichen Volumen transportiert.“
Und wo liegt die Gewichtsmaximalgrenze der Ladungen, die NOSRETI befördern kann? Den Kunden wird häufig mit einem Augenzwinkern auf diese Frage geantwortet: „Naja, befördern kann man fast alles, es ist nur eine Frage des Preises.“ Zuletzt gab es Schwertransporte mit einem Eigengewicht von fast 400 Tonnen. Das entspricht in etwa 67 ausgewachsenen männlichen afrikanischen Elefanten. Der Vergleich mit den Elefanten kommt nicht von ganz ungefähr: Vor ein paar Jahren hatte NOSRETI eine ausgewachsene Giraffe in den Zoo zu bringen.
Auf Mercedes-Benz Fahrzeuge setzt das Unternehmen bereits seit einiger Zeit. Es verfügt über zwei schwere Actros Sattelzugmaschinen, die mit einem modularen Schwerlast-THP-Auflieger von der Firma Goldhofer unterwegs sind. Beim Transport leichterer Ladungen kommen die drei weiteren Zugmaschinen zum Einsatz. Für die Technik mit dem Stern hat sich das Unternehmen nach seinen positiven Erfahrungen mit dem Actros entschieden. „Der Arocs aber ist gerade in unserer Branche ideal. Es sind einfach zuverlässige, starke, leistungsfähige Fahrzeuge, und wir können uns auf sie auch bei den schwierigsten Transporten verlassen“, erzählt Ales Havlasek weiter.
Nur wenige können sich die anspruchsvolle Logistik vorstellen, bevor sich so ein Großraumtransport überhaupt auf den Weg machen kann. Dahinter stecken viele Monate voller Planungen, Verhandlungen, Berechnungen und natürlich auch das Einholen der verschiedensten, für die Durchfahrt unentbehrlichen Genehmigungen. „Es ist immer individuell sehr unterschiedlich, wie viel Zeit und Energie die Planung kostet, und es richtet sich jeweils nach den tatsächlichen Ladungsparametern des Auftrags“, sagt Petr Gelnar, Leiter der Abteilung für Routenplanung. "Für den Transport dieses gigantischen Stators brauchten wir für die Planung fast ein halbes Jahr Vorlaufzeit und ein Team von zehn Leuten.“
„Der Arocs ist gerade in unserer Branche ideal. Es sind einfach zuverlässige, starke, leistungsfähige Fahrzeuge, und wir können uns auf sie auch bei den schwierigsten Transporten verlassen.“
– Petr Gelnar, Leiter der Abteilung für Routenplanung bei NOSRETI Specialtransport
Während der Vorbereitung sind dabei jede Menge Faktoren zu berücksichtigen. Schlüsselfragen sind zum Beispiel die Durchfahrtshöhe und die Tragfähigkeit der Brücken, aktuelle Straßensperrungen sowie weitere Hindernisse und Einschränkungen. Insbesondere in den Sommermonaten ist die Planung der Route nicht einfach, da zahlreiche Straßensperrungen berücksichtigt werden müssen. „Auch die Wettervorhersage dürfen wir nicht außer Acht lassen, wenn etwa Stürme, starker Regen oder Schneefall gemeldet sind. Wir müssen auf alle Herausforderungen von Mutter Natur gefasst sein“, so Gelnar weiter.
Auch die berüchtigte Schwerfälligkeit der Verwaltung macht den Leuten von NOSRETI bei der Routenplanung das Leben schwer. Bevor es auf den langen anspruchsvollen Weg mit einer gigantischen Ladung gehen kann, müssen erst langwierig alle erforderlichen Genehmigungen geklärt und besorgt werden. So müssen etwa Zustimmungen sämtlicher Straßenverwalter auf der Route des Transports vorliegen – und deren Stellungnahme kann so oder so ausfallen. Bei einer Ablehnung gibt es dann zwei Möglichkeiten der weiteren Vorgehensweise: eine Ersatzroute oder die Rückkehr an den Verhandlungstisch, um mit den Verantwortlichen weitere Gespräche zu führen.
Manchmal können aber auch Straßenverschleiß oder ein sich verschlimmernder Zustand der Brücken das Genehmigungsverfahren verkomplizieren. Genauer gesagt: Wenn man zehnmal über eine Brücke gefahren ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es auch das elfte Mal möglich ist. Der physische Verschleiß der Brücke hätte sich inzwischen verschlechtern können, und dann ist das Ladegewicht einfach zu hoch. „Erst nach dem Vorliegen aller Genehmigungen wenden wir uns an das Verkehrsministerium“, so Gelner. „Das erteilt uns als die oberste Instanz Erlaubnis der Straßensondernutzung.“
Ein etwas einfacherer Fall sind die dreimonatigen Dauergenehmigungen, die sich meistens auf Ladungen bis zu 48 Tonnen und bis zu einer Breite von 3,5 Metern beziehen. Bei solchen Ladungen ist es klar, dass sie mit ihrem Gewicht keine Brückenkonstruktionen gefährden können, weil es sich nicht um extrem schwere Ladungen handelt. Die dreimonatigen Genehmigungen werden für den Transport auf den Autobahnen und den Fernstraßen erteilt. Am häufigsten betrifft das etwa den Transport von Militär- oder Landwirtschaftsmaschinen.
Um mit Schwer- oder Großtransporten auf die Straßen zu kommen und einen möglichst reibungslosen Verlauf zu gewährleisten, ist häufig die Unterstützung anderer Stellen erforderlich. So gehört etwa die Zusammenarbeit mit den Energieexperten der Tschechischen Bahn oder den Telekommunikationsanbietern zum Alltag, da diese überirdische Netz- oder Fahrleitungen ausschalten oder demontieren müssen. Nicht selten ist auch eine tiefere Zusammenarbeit mit der Polizei erforderlich, die mit ihrem Blaulicht dem Transport das entsprechende Gewicht verleiht und für die Rücksichtnahme der anderen Verkehrsteilnehmer sorgt. Auch der Transport des riesigen Stators für das Kraftwerk Mochovce kam ohne die Zusammenarbeit mit der Polizei nicht aus. Deren Hilfe war erforderlich, weil die Ladung größer als die ohne eine polizeiliche Begleitung erlaubten Ladungsparameter war.
Kann bei einem Großraumtransport auch etwas Unerwartetes oder Überraschendes passieren? Der Leiter der Routenplanung nickt zustimmend mit dem Kopf. „Wenn wir Maschinenteile von 160 Tonnen transportieren, die sieben Meter breit sind, und auf der im Vorfeld geprüften und genehmigten Strecke plötzlich über Nacht eine Kirmes mit Karussell und einer Hüpfburg auftaucht, ist es eigentlich nur noch komisch,“ erzählt Petr Gelnar schmunzelnd. „Obwohl es für unser Projektteam in einem solchen Augenblick ein richtiges Problem ist, das es sofort zu lösen gilt.“
Diesmal aber wurde dem roten Arocs von NOSRETI unterwegs weder ein Karussell noch eine Hüpfburg zum Hindernis. Trotzdem verlief seine Fahrt durch die ganze Tschechische Republik bis in die Slowakei nicht ganz reibungslos.
Kleinere Probleme erwarteten die Besatzung nämlich bei der Stadt Slaný in der Region Mittelböhmen. „Im Dorf Vitov, unweit von Slaný, gab es eine Baustelle. Zu der Zeit unserer Durchfahrt wurden dort bestimmte Aushubarbeiten durchgeführt.
Das Bauunternehmen hat ein ziemlich tiefes Loch gegraben, das uns die reibungslose Fahrt sehr erschwert hätte.
Deshalb mussten wir mit dem Bauunternehmen die vorübergehende Zuschüttung des Loches vereinbaren, damit wir sicher vorbeifahren konnten“, beschreibt Petr Gelnar die Unannehmlichkeiten, welche den Transport begleiteten.
Zum Glück waren dies aber die einzigen Heimtücken des Straßenverkehrs auf dem Weg. Der Transport, der in Pilsen am Sonntag kurz vor Mitternacht ankam, passierte am Freitag der darauffolgenden Woche um drei Uhr die Tore des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce. Der Stator war mit seinem 184 Tonnen endlich am Bestimmungsort. Bei NOSRETI kann man zufrieden sein: Wie gewohnt hat die Fahrzeugbesatzung und das ganze Projektteam auch diesmal eine ausgezeichnete Arbeit abgeliefert!
Fotos: MediaTrust
Kommentar
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20 Kommentare
als Daimler Fan glaube ich, dass die Leistungsfähigkeit von Actros und Arocs Schwerlastzugfahrzeugen erhöht werden muss. MAN hat gerade das Drehmoment seines 640PS Motors mittels Drehmomentwandlers auf 4.740 NM erhöht und die Zugfähigkeit der Volvo Schwerlastzugmaschine von 325 Tonnen ist ja schon länger bekannt. Der hier geschilderte Transport hätte also locker mit einer Schwerlastzugmschine bewältigt werden können. Ich hoffe daher, dass Daimler zumindest die Drehmomente des OM473 in allen Leistungsstufen rechtzeitig erhöht
Freundliche Grüße von einem LKW-Fan, der aber reiner Theoretiker ist
als Daimler Fan glaube ich, dass die Leistungsfähigkeit von Actros und Arocs Schwerlastzugfahrzeugen erhöht werden muss. MAN hat gerade das Drehmoment seines 640PS Motors mittels Drehmomentwandlers auf 4.740 NM erhöht und die Zugfähigkeit der Volvo Schwerlastzugmaschine von 325 Tonnen ist ja schon länger bekannt. Der hier geschilderte Transport hätte also locker mit einer Schwerlastzugmschine bewältigt werden können. Ich hoffe daher, dass Daimler zumindest die Drehmomente des OM473 in allen Leistungsstufen rechtzeitig erhöht
Freundliche Grüße von einem LKW-Fan, der aber reiner Theoretiker ist
die Leistungsfähigkeit von Schwerlastzugmaschinen für +180t ist nicht alleine von der Motorleistung abhängig, Rahmen (Schwerlastkupplung vo+hi), Kühlleistung, verschleißfreies Rangieren, Getriebe, Übersetzung.. spielen eine viel wichtigere Rolle. Im Falle vom Löwen reduziert sich das Drehmoment ab dem Anfahrvorgang immer weiter bis die Drehzahl von Motor+Getriebe annähernd gleich ist, dann wird überbrückt und es liegen maximal 3000Nm an. Beim Schweden sind zwar mehr ZGG angegeben, er hat aber keine Heckkühlanlage oder eine komplett verschleißfreie Kupplung. Die gefahrene Strecke durch CZ+SK war sicherlich auch mit einigen Steigungen gespickt also sind 2 Zugfahrzeuge immer von Vorteil, bergauf oder bergab. Außerdem vermute ich, dass auch in den Genehmigungen 2 Fahrzeuge vorgeschrieben sind. Von Ausfallsicherheit, Flexibilität in der Routenplanung (Fahrtrichtungswechsel) noch gar nicht gesprochen... Falls ein Fahrzeug schlapp macht kann man immer noch aus Gefahrenbereich oder Engstellen hinausfahren.
mit freundlichen Grüßen
Thomas
die Leistungsfähigkeit von Schwerlastzugmaschinen für +180t ist nicht alleine von der Motorleistung abhängig, Rahmen (Schwerlastkupplung vo+hi), Kühlleistung, verschleißfreies Rangieren, Getriebe, Übersetzung.. spielen eine viel wichtigere Rolle. Im Falle vom Löwen reduziert sich das Drehmoment ab dem Anfahrvorgang immer weiter bis die Drehzahl von Motor+Getriebe annähernd gleich ist, dann wird überbrückt und es liegen maximal 3000Nm an. Beim Schweden sind zwar mehr ZGG angegeben, er hat aber keine Heckkühlanlage oder eine komplett verschleißfreie Kupplung. Die gefahrene Strecke durch CZ+SK war sicherlich auch mit einigen Steigungen gespickt also sind 2 Zugfahrzeuge immer von Vorteil, bergauf oder bergab. Außerdem vermute ich, dass auch in den Genehmigungen 2 Fahrzeuge vorgeschrieben sind. Von Ausfallsicherheit, Flexibilität in der Routenplanung (Fahrtrichtungswechsel) noch gar nicht gesprochen... Falls ein Fahrzeug schlapp macht kann man immer noch aus Gefahrenbereich oder Engstellen hinausfahren.
mit freundlichen Grüßen
Thomas
https://www.dw.com/de/am-rande-mercedes-schwerlast-lkw/av-17716245
https://www.youtube.com/watch?v=iVLCjJpp9ro
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https://www.youtube.com/watch?v=iVLCjJpp9ro
😀👍😊😎
😀👍😊😎
Gleich mal noch ins "duRohr" geschaut und siehe da, bewegte NOSRETI-Bilder: https://www.youtube.com/watch?v=KE7GddVaIJc
...könnte stundenlang zuschauen... und vermutlich sind das genau die Mercedes-Fahrzeuge aus dem RoadStars-Bericht hier 👍
Gruß
Klaus
Gleich mal noch ins "duRohr" geschaut und siehe da, bewegte NOSRETI-Bilder: https://www.youtube.com/watch?v=KE7GddVaIJc
...könnte stundenlang zuschauen... und vermutlich sind das genau die Mercedes-Fahrzeuge aus dem RoadStars-Bericht hier 👍
Gruß
Klaus
Für diese besondere Art von Transport braucht man volle Konzentration,Motivation und Geduld!!
HUT AB!!!👌👍🚛💨💨
..sehr interessante Informationen!
Für diese besondere Art von Transport braucht man volle Konzentration,Motivation und Geduld!!
HUT AB!!!👌👍🚛💨💨
..sehr interessante Informationen!
Ein interessanter Artikel und tolle Fotos.
An die Männer und Frauen, die diese Transporte durchführen, ich ziehe den Hut vor Euch!
👏👏👏👍👍👍💪💪💪⛟😎
Ein interessanter Artikel und tolle Fotos.
An die Männer und Frauen, die diese Transporte durchführen, ich ziehe den Hut vor Euch!
👏👏👏👍👍👍💪💪💪⛟😎
Wir finden auch, das muss eine echt nervenaufreibende Arbeit sein. Respekt! 💪
Wir finden auch, das muss eine echt nervenaufreibende Arbeit sein. Respekt! 💪
Der Job hat mir sehr viel Spaß gemacht, obwohl er sehr nervenaufreibend und stressig ist.
Es war eine schöne Zeit bis ein Herzinfarkt sagte, bis hierher und nicht weiter.
Jetzt werden eben kleinere Fahrzeuge gefahren und es macht genausoviel Spaß. 👍💪⛟😎
Der Job hat mir sehr viel Spaß gemacht, obwohl er sehr nervenaufreibend und stressig ist.
Es war eine schöne Zeit bis ein Herzinfarkt sagte, bis hierher und nicht weiter.
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