Kiesprofi Helmut Pichler und sein Arocs

Fahrzeug & Technik

Der Kiesprofi.

Helmut Pichler steuert einen Arocs für den Osttiroler Familienbetrieb Gebrüder Dietrich GmbH. Ein richtig nettes Team.


Es soll ja Menschen geben, die gerne am Schreibtisch sitzen. Andere fühlen sich in einem Büro eingesperrt, wollen bei der Arbeit draußen und in Bewegung sein. So einer ist Helmut Pichler. Der 56-Jährige braucht ein gewisses Maß an Freiheit und Unabhängigkeit, um sich wohlzufühlen. Er geht daher privat viel Bergsteigen und fährt Rad. Und ist auch beruflich stets auf Achse: Mit seinem Arocs 1853 transportiert er für das Familienunternehmen Gebrüder Dietrich GmbH in Lienz Tag für Tag viele Tonnen an Sand und Kies. Bruch- und Rundkorn, Edelsplitte und Hartgestein – das ist seine Welt.

„Ich bin dabei mein eigener Herr und komme viel herum“, sagt Helmut Pichler. Da ihn der Großteil seiner Fahrten zu Stammkunden führt, trifft er bei seinen Touren ständig auf bekannte Gesichter. Ein Schwätzchen hier, ein paar freundliche Worte da. Man schätzt sich halt, womit Helmut Pichler weit mehr ist als „nur“ Lkw-Fahrer. Er ist auch Markenbotschafter seines Unternehmens. Liefert er zur abgemachten Zeit das gewünschte Produkt in der versprochenen Qualität und ist dabei auch noch nett, wirkt sich das positiv auf den Ruf seines Arbeitgebers aus, wie Geschäftsführer Dirk Dietrich erklärt.


Gemeinsam mit seiner Cousine Angelika Dietrich führt er das in den späten 1950er-Jahren von den vier Brüdern Friedrich, Leopold, Heinrich und Anton gegründete Unternehmen in zweiter Generation. Der Wirkung seiner Mitarbeiter auf das Firmenimage ist er sich vollauf bewusst. „Natürlich fällt der Auftritt eines Fahrers immer auf uns zurück“, sagt er. „Positiv wie negativ, wobei ich diesbezüglich bei unseren Leuten im Allgemeinen und bei Helmut im Speziellen keine Bedenken habe. Er ist seit drei Jahrzehnten Lkw-Fahrer und davon mehr als 13 Jahre im Betrieb. Ein absoluter Profi.“

Helmut Pichler lächelt. Lob vom Chef hört man schließlich immer gerne. Außerdem sitzt er heute bei angenehmen Temperaturen am Steuer seines Arocs, während draußen die Passanten bei 30 Grad im Schatten schwitzen. „Das ist schon fein, wenn die Klimaanlage ordentlich funktioniert“, sagt er. Sein vorheriges Fahrzeug war ein Actros, mit dem er rund 700 000 Kilometer abgespult hat. „Ohne jedes Problem“, wie er erklärt.


Helmut Pichler (r.) mit seinem Chef Dirk Dietrich – beide legen großen Wert auf einen sympathischen Auftritt.


Jetzt lenkt Helmut Pichler seinen Lkw in die Einfahrt eines Betonmischwerks ein Stück außerhalb von Lienz in Nußdorf-Debant. Er setzt langsam in eine von Mauern eingefasste Abladestelle zurück und aktiviert auf Knopfdruck die Kipperpumpe – zur Bestätigung leuchtet am Display ein Kontrolllämpchen auf. Ein prüfenden Blick in den Seitenspiegel, dann öffnet er mithilfe einer kleinen grauen Fernsteuerung zuerst die elektrische Abdeckplane seines Hinterkippsattels und kippt den geladenen Sand ab. Langsam fährt er mit dem Arocs einige Meter vor, der Sand rutscht aus dem Aufbau, danach schlägt die Heckklappe mit einem lauten Knall zu.


Als Nächstes macht sich Helmut Pichler auf den Weg zum Kieswerk Assling, wo neue Fracht wartet. Pro Tag liefert er so Produkte mit einem Gesamtgewicht von mehr als 300 Tonnen vorwiegend an Beton- und Asphaltmischanlagen im Osttiroler und Oberkärntner Raum aus.

Neben Assling betreibt die Gebrüder Dietrich GmbH zahlreiche weitere Standorte in Osttirol, unter anderem ein Kieswerk in Leisach, einen Steinbruch in St. Johann im Walde, eine Nassbaggerung in Lavant sowie eine Deponie und ein Zwischenlager in Lienz, wo mineralische Baurestmassen eingelagert und aufbereitet werden. Das Unternehmen ist auf die Gewinnung und Produktion von Sand, Kies, Edelsplitt, Bruch- und Hartgestein spezialisiert. Darüber hinaus aber auch im Erd- und Straßenbau, im Recycling von Bodenaushub sowie in den Bereichen Abbrucharbeiten und Transport aktiv.


„Ich bin mein eigener Herr und komme viel herum.“

Helmut Pichler, Fahrer für die Gebrüder Dietrich GmbH


Ein Radlader belädt Helmut Pichlers Kippsattel mit Sand.


Seit einem Jahr gehört zum Familienbetrieb auch das im Osttiroler Virgental beheimatete Erdbewegungs- und Transportunternehmen Bstieler Erdbau GmbH. „Wir können insgesamt auf 50 Mitarbeiter und einen Maschinenpark von rund 30 Baugeräten zurückgreifen. Unsere Lkw-Flotte umfasst 15 Fahrzeuge“, erklärt Dirk Dietrich, der bei der Zusammenstellung des Fuhrparks eine Mehrmarkenstrategie verfolgt. Die Hälfte der Lkw trägt dabei den Stern, was der Firmenchef so erklärt: „Die Lebensdauer der Fahrzeuge ist hoch, sie sind sehr robust, wirtschaftlich im Betrieb und erzielen einen guten Wiederverkaufswert.“

Ebendas waren die Gründe für die Anschaffung von Helmut Pichlers Arocs als Ersatz für einen älteren Actros. „Wichtig war aber auch die gute Geländegängigkeit und hohe Bodenfreiheit“, erklärt Dirk Dietrich. „Der Hydraulic Auxiliary Drive, mit dem wir im Vergleich zum Allrad viel Gewicht sparen und bei Bedarf trotzdem maximale Traktion haben, und das 16-Gang-Automatikgetriebe waren weitere wichtige Argumente. Wir sind hier doch in sehr alpinem Gelände unterwegs, da ist diese Ausstattung schon ein Vorteil.“ Und was gefällt Helmut Pichler am Arocs am besten? „Die Kabine. Die ist unglaublich geräumig. Ich kann im Fahrerhaus bequem stehen, und manches Mal lege ich mich während meiner Standzeiten sogar hinten ins Bett und entspanne ein wenig.“


Jetzt gerade ist dafür aber keine Zeit, gilt es doch heute noch eine Fuhre Betonsand auszuliefern. Helmut Pichler fährt über eine Draubrücke zum Kieswerk Assling. Ein Kollege ist sogleich mit seinem Radlader zur Stelle und beginnt mit der Beladung. Anschließend geht es auf die Waage, die für den voll beladenen Lkw ein Gesamtgewicht von 40 000 Kilogramm ausweist. Helmut Pichler freut sich: „Eine Punktlandung!“



Fotos: Bubu Dujmic

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