Arocs Spezial: der Abschlepp‑Truck

Reportage

Power.

Ein Spezialaufbau der Firma Brechtel macht den Arocs in Kombination mit der Turbo-Retarder-Kupplung zu einem extrem leistungsfähigen Abschlepp‑Profi.


In der Werkstatt ist gerade etwas Ruhe eingekehrt. Die meisten Kollegen sind im hinteren Teil der Halle. Gabriele Cervone sitzt an seinem Schreibtisch. Ein Spielzeug‑Arocs‑Kipper steht neben ihm auf dem Schreibtisch. Auf dem Fuß des Monitors parkt das kleine Modell eines weißen Actros. Von hier, der Werkstatthalle der Firma WACKENHUT, bringt das Team Tag für Tag bis 23 Uhr liegengebliebene Trucks wieder auf die Straße.

Das Telefon klingelt. Gabriele meldet sich. „Alles klar, ich bin gleich unterwegs“, sagt er, während er auf der Karte, die sein Monitor vor ihm anzeigt, eine Markierung setzt.

Eine Sattelzugmaschine soll von einem Parkplatz in der Nähe abgeschleppt werden. Gabriele geht zu seinem schwarzen Arocs 4163 und steigt ins Fahrerhaus. Ein Kollege will noch ein paar Worte wechseln, doch Gabriele tippt auf sein linkes Handgelenk, – später! Jetzt muss er los. Der Motor läuft schon.



Auch für die schweren Trucks.

Als der Arocs die Halle verlässt, wird sichtbar, um was für ein Fahrzeug es sich handelt. Der 460‑kW‑Truck verfügt über einen Masterlift‑Aufbau des Herstellers Brechtel. In Kombination mit der Power des Reihensechszylinder OM 473 und der Turbo‑Retarder‑Kupplung hat Gabriele für Bergungsarbeiten die besten Voraussetzungen. Dank der Turbo‑Retarder‑Kupplung kann der Arocs auch sehr schwere Trucks am Haken verschleißfrei abschleppen oder bergen.

Eine Tour mehr in seinem bevorzugten Truck: Denn mit dem Arocs 4163 ist Gabriele, der vor 15 Jahren aus Italien nach Deutschland kam, am liebsten unterwegs. Gabriele lebt in Gaggenau, hatte aber schon in seiner Heimat den Beruf des Lkw‑Mechanikers gelernt. Aber seine Ausbildung wurde in Deutschland nicht anerkannt, darum absolvierte er sie erneut. Gabriele arbeitete für eine Spedition, bevor er bei WACKENHUT anfing. Die Firma WACKENHUT bietet mit ihren acht Standorten in Baden und Württemberg diverse Mobilitätslösungen an – inklusive Abschleppdienst. Vor fünf Jahren finanzierte das Unternehmen Gabriele den Lkw‑Führerschein. Seitdem macht er den Job und auch die Vertretung des Werkstattmeisters.



35 Einsätze in zwei Monaten.

Doch zurück zum Arocs: Gabrieles Truck ist erst vor zwei Monaten in Betrieb genommen worden und war bereits 35 Mal im Einsatz: Die zwei Verkehrsadern A5 Basel/Frankfurt und A8 München/Karlsruhe verlaufen nahe der Werkstatt in Baden‑Baden und sorgen für konstante Nachfrage beim Abschlepp‑Team um Gabriele.

„Die Straßen sind frei. In 20 Minuten sind wir da“, sagt er und macht sich auf den Weg zur Autobahn. „Wir haben so einige Baustellen hier und zu manchen Tageszeiten richtig viel Verkehr, der sich schnell staut. Dann muss ich schauen, dass ich eine andere Route finde.“ Er setzt den Blinker nach links, um die Auffahrt zur A5 zu nehmen.


Vier Steuereinheiten.

Kurz darauf ist er am Ziel. Gabriele macht sich gleich an die Arbeit. Den hydraulischen Hubarm am Heck des Trucks kann er bis zum Boden absenken. Für die Bedienung der Bergungs- und Abschleppfunktion des Trucks stehen Gabriele insgesamt vier Steuereinheiten zur Verfügung: Vom Heck, von der Seite oder via Funk- und Kabelfernbedienung ist er in der Lage, abzuschleppende Fahrzeuge an den Haken zu nehmen. Dafür hebt Gabriele per Knopfdruck den Hubarm und dieser hebt wiederum den Lkw an. Eine Versorgungseinheit im Aufbau des Arocs liefert Strom und Druckluft für die abzuschleppende Sattelzugmaschine.



Alle Werkzeuge griffbereit.

In den zahlreichen Seitenkästen hat der Hersteller des Spezialfahrzeugs alles untergebracht, was Gabriele beim Bergen oder Abschleppen gebrauchen kann. Von Ketten über Haken in verschiedenen Stärken bis hin zum Besen ist alles griffbereit verstaut. „Das ist sehr durchdacht. Ich kann mir alles der Reihe nach ohne Probleme herausnehmen. Das ist schon perfekt“, sagt Gabriele.

Perfekt ist auch die Ausleuchtung um den Arocs herum. Vom Heck leuchten Scheinwerfer sogar unter das abzuschleppende Fahrzeug, sodass Gabriele unter dem Lkw alles sehen kann.

Nächster Auftrag folgt.

Bis das Gespann zur Abfahrt bereit ist, braucht Gabriele dennoch eine gute halbe Stunde. Es ist kalt geworden und stockdunkel. Gabriele ist froh, dass er wieder im Arocs sitzt. Mit eingeschaltetem Warnlicht geht es zurück Richtung Werkstatt. Noch während er und sein Kollege die abgeschleppte Sattelzugmaschine auf dem Hof wieder vom Haken nehmen kommt ein neuer Auftrag rein. „Auf der A5, ein Stück nördlich von Bruchsal, ist ein Lkw liegengeblieben“, sagt ein anderer Kollege. Gabriele muss wieder los. „Das dauert jetzt länger, es gibt viel Verkehr und es ist weiter als die Tour eben.“ Er blickt einmal kurz auf die Uhr. „Aber länger als nötig soll ja niemand warten.“ Dann hält er sein Smartphone ans Ohr und sagt: „Alles klar, ich bin gleich unterwegs.“



Fotos und Video: Henrik Morlock

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