Nicht zu übersehen: Philippe Lucchini fährt eine Edition 1 als Schwerlastzug

Fahrzeug & Technik

Zwei in einem.

Dreiachsige Sattelzugmaschinen sind auf französischen Straßen eine Seltenheit. Philippe Lucchini fährt nicht nur so eine, es ist sogar eine Edition 1.


Philippe Lucchini hat erst spät zum Lkw gefunden. Erlernt hat er den Metzgerberuf und auch 14 Jahre in diesem Job gearbeitet, zwei davon in den Staaten. Nach seiner Rückkehr in die Region um Agen sattelte er aber um: „Ich habe auf eigene Kosten den Lkw‑Führerschein gemacht und bin dann zwei Jahre für eine Firma gefahren.“ Doch dem ehemaligen Rugby‑Spieler war dies nicht genug: Mit einem Kleinlaster machte er sich im Stückguttransport selbständig. Leitmotiv war bereits damals: Selbst ist der Mann.


„Ich hatte einen Computer im Fahrerhaus und einen Minitel-Anschluss. Damit suchte ich mir unterwegs selbst Fracht.“ Das war vor 20 Jahren. Aber noch heute hat er diese Einzelkämpfermentalität, auch wenn er nun sechs angestellte Fahrer beschäftigt. „Ich habe keine Sekretärin, keinen Buchhalter und auch keinen Disponenten. Ich mache alles selbst.“

Alles, was das Herz begehrt.

Seit drei Jahren tritt der 54‑Jährige etwas kürzer. „Ein Baumaschinenhändler und -vermieter in Agen suchte ein Transportunternehmen, um seine großen Bagger zu den Kunden zu bringen. Ich schaffte daraufhin einen Tieflader an. Und den Actros.“ Dabei zeigt er auf die dunkelgraue Edition 1 mit der schwarzen Fahrerhausfront. Der 2563 LSH 6×2 hat alles, was ein Fahrerherz begehrt: Safety Package, 16‑Liter‑Motor, Sonnenblende mit einer Batterie Dachscheinwerfer, ein 900 Millimeter breites Bett sowie Ledersitze und einen Kühlschrank.



Schwertransporte sind nun Chefsache. Da die aber nicht täglich anfallen, hat Philippe jetzt mehr Zeit für den Papierkram. „Und ich kann nachts schlafen.“ Ist er unterwegs, ist nach wie vor seinen Laptop dabei: „Wenn ich hinterm Steuer sitze, habe ich einen 24‑Stunden Arbeitstag“, lacht Philippe.

Der Laptop gewährt ihm Zugang zu den Frachtenbörsen, wo er die nötige Rückladung sucht. Das sind nicht immer Maschinen: Der Tieflader ist auch für Gesteinsblöcke, Paletten mit Pflastersteinen oder auch Bordsteine geeignet.


„Die Kunden warten auf die Maschinen, da kann ich keine Zeit verlieren.“

– Philippe Lucchini


Das zulässige Gesamtgewicht als Schwertransport ist 68 Tonnen. „Mit dem Tieflader bereise ich ganz Frankreich.“ Dank der Topmotorisierung kommt er auf hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten. „Die Kunden warten immer bereits auf ihre Maschinen. Da kann man auf der Straße keine Zeit verlieren.“

Die anderen Fahrzeugen im Fuhrpark sind Kühlzüge. Philippes Edition 1 dient dabei als Joker. Da Kühlzüge ja nur 44 Tonnen auf die Waage bringen, benötigt er bei einem Einsatz mit einem Kühlauflieger natürlich keine drei Achsen. Daher ist die Vorlaufachse als gelenkte Liftachse ausgelegt. Clever!



Fotos: Hans Müller

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