Jean-Marie Bourat hat den Tiger am Tank

RoadStars trifft

Von wegen „alte Kiste“.

„Ich mag eigentlich neue, moderne Lkw. Als ich diese alte Kiste bekam, war ich nicht besonders begeistert“, sagt Jean-Marie Bourat. Mit „alter Kiste“ meint der Fahrer die Mercedes-Benz Sattelzugmaschine, die wie ein Renntruck aussieht, aber keiner ist.


„Im täglichen Umgang habe ich gemerkt, dass meine alte Kiste ein klasse Lkw ist.“

– Jean-Marie Bourat, Fuhrparkverantwortlicher mit Renntruck-Replik


Es handelt sich um die Nachbildung eines jener Atego Renntrucks, mit denen das Tiger Racing Team Dehnhardt in den 1990er-Jahren für Mercedes-Benz an den Europameisterschaften teilnahm. Unter dem bunten Blechkleid und SK-Fahrerhaus steckt ein normaler Actros.

Der zieht jetzt jeden Tag Auflieger zum französischen TÜV. „Ich fahre am Tag zwischen 100 und 200 Kilometern, manchmal auch 300 Kilometer, wenn ich zum Beispiel einen Auflieger überführen muss“, erzählt Jean-Marie. Obwohl die Sattelzugmaschine ein Oldtimer ist, zeigt der Tacho deshalb eher bescheidene 640.000 Kilometer an. 



Die Kinder gehen vor.

Die kleinen Touren sind Jean-Marie nur recht. Seit er sich entschloss, Papa zu werden, ist es für ihn vorbei mit den großen Touren. „Der Deal war: Meine Frau bekommt nur Kinder, wenn ich jeden Abend zu Hause bin.“ Daher kümmert sich Jean-Marie bei BFT jetzt vor allem um den Fuhrpark.

Seine Frau hat aber auch gesagt: „Wenn die beiden Kinder groß sind, kannst du meinetwegen wieder fort.“ Das tröstet ihn, denn die Landstraße fehlt ihm doch. Darf er ausnahmsweise sieben, acht Stunden am Stück fahren und dann auch noch im Fahrerhaus übernachten, ist das für ihn wie Urlaub.



„Alte Kiste“ mit vielen Optionen.

Statt wie die Kollegen mit einem PS-starken Actros der jüngsten Generation durchs Land zu ziehen, fährt Jean-Marie in Lyon mehr oder weniger im Kreis herum. Die „alte Kiste“ ist ihm dabei ans Herz gewachsen. „Sie hat einige Features, die wirklich praktisch sind“, sagt der 34-Jährige. „Sie hat zum Beispiel eine der heute nicht mehr verbauten Trailerbremsen.“ Damit lässt sich, ohne die Zugmaschine zu blockieren, der Auflieger abbremsen. Für Jean-Marie ist das sehr von Vorteil, kann er doch auf diese Art Aufliegerbremsen, die wegen langer Standzeiten festgefressen sind, erwärmen und wieder lösen.

„Außerdem verfügt der Lkw über eine Hydraulikanlage. Damit ist es möglich, sogar einen Muldenauflieger zu ziehen“. Und sollte einmal das Getriebe Probleme machen, hat die „alte Kiste“ eine Reserveschaltung. „Im täglichen Umgang habe ich gemerkt, dass meine alte Kiste ein klasse Lkw ist.“


Fotos: Alex Kraus

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