Omar Husainov wollte Arzt werden – heute ist er stolzer Trucker

RoadStars trifft

Brummi statt OP-Saal.

Von Mittelasien nach Mainz: Omar Husainovs Leben verlief ganz anders als geplant. Mit seinem Job als Lkw-Fahrer ist der gebürtige Tadschike aber rundum zufrieden.

Stolzer Trucker. Eigentlich wollte Omar Husainov Mediziner werden, doch der Bürgerkrieg in seiner Heimat Tadschikistan machte ihm einen Strich durch die Rechnung.


Eigentlich wollte Omar Husainov Mediziner werden. Doch als er 1991 in seiner Heimat Tadschikistan den Uniabschluss in Händen hielt und eine Facharztausbildung als Unfallchirurg aufnehmen wollte, machte ihm der Bürgerkrieg einen Strich durch die Rechnung. Weil seine erste Frau deutsche Wurzeln hat, flüchteten sie in die Bundesrepublik. „Dann hieß es erst einmal Deutsch lernen und Geld verdienen, um die Familie in Russland zu unterstützen.“

Omar arbeitete im Reinigungsunternehmen eines Cousins. Als die Geschäfte nicht mehr so gut liefen, wollte Omar sich wieder der Medizin zuwenden. Sein tadschikisches Diplom wurde jedoch nicht anerkannt.



Unterwegs mit Pink Floyd.

Ein Praktikum in einem Mainzer Krankenhaus brachte dann endgültige Gewissheit: „Meine Deutschkenntnisse waren nicht so gut, wie sie sein müssten, um hier als Arzt zu arbeiten.“ Darum beschloss Omar, Lkw-Fahrer zu werden. „Ich wollte einen sicheren Job, und Büroarbeit gefällt mir nicht“, sagt der heute 52-Jährige. „Außerdem bin ich gern unterwegs und mag es, Auto zu fahren.“ Obwohl die Tätigkeiten als Arzt und als Trucker kaum unterschiedlicher sein könnten – bereute hat er seine Berufswahl nie: „Lieber bin ich ein guter Lkw-Fahrer als ein schlechter Arzt.“  

Und am liebsten ein Trucker mit Stern. Den hat er nicht nur vorn an seinem dunkelblauen Actros 1845, sondern er beliefert auch Mercedes-Benz Autohäuser. Sieben Jahre lang im Auftrag der Spedition Helmrath, seit September 2017 als Fahrer bei Kühne + Nagel. Omar ist von montags bis freitags jeweils zwischen 17 und 2 Uhr unterwegs. „Das passt mir sehr gut, ich bin kein Frühaufsteher.“ Während der Fahrt schallt bei ihm Pink Floyd aus den Boxen. „Mein großer Traum ist, die einmal live im Konzert zu sehen.“

Dass er täglich die gleiche Route fährt, gefällt Omar. „So kann ich jede Nacht zu Hause schlafen und dreimal pro Woche vor der Arbeit aufs Laufband steigen.“


Trucker mit Stern. Omar beliefert mit seinem dunkelblauen Actros 1845 auch Mercedes-Benz Autohäuser.


„Lieber ein guter Lkw-Fahrer als ein schlechter Arzt.“

– Omar Husainov


Tadschikische Gaumenfreuden.

Wer am Ende seiner Arbeitswoche entspannen will, hat meist den Samstag oder Sonntag als Lieblingstag. Für Omar ist es der Freitag. Aufs Wochenende freut er sich natürlich auch. Dann nimmt er sich Zeit für die Familie, Verabredungen mit Freunden, Spaziergänge und im Sommer für Grillabende am Rhein.

Einmal im Monat kocht er für seine jetzige Ehefrau und die gemeinsamen Töchter. Dann gibt es das tadschikische Nationalgericht Plov – auch Pilaw genannt – mit Reis, Lamm und Gemüse. „Etwas fettig, aber sehr lecker“, schwärmt Omar. Denn obwohl er seit 2003 deutscher Staatsbürger ist: Die tadschikische Kultur lebt Omar auch in seiner zweiten Heimat.

Omar ist stolzer Besitzer eines Mercedes der C-Klasse, den er auf Gasantrieb umrüsten ließ. Damit fährt die Familie jeden Sommer an den Gardasee.


Fotos: Alex Kraus

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