4-Xtremes – Teil 24: Blinde Passagiere und glückliche Überfahrt

Serie: 4-Xtremes – The World Tour

Bedrängt im Süden – einsam im Norden.

Algerien und Libyen machen die Grenzen dicht: Andrea und Mike sind wieder in Europa. Und entdecken Sizilien von einer ganz neuen Seite.


In den vergangenen Wochen haben wir so viel erlebt, dass wir Bilder und Karten-Markierungen brauchen, um uns an alles zu erinnern. Das wichtigste Ereignis haben wir auch ohne Gedächtnisstütze parat: Wir sind wieder in Europa, auf Sizilien.

Wir wussten: Es ist schwierig, von Tunesien weiterzukommen. Die Grenzen des westlichen Nachbarlands Algerien waren bis zuletzt wegen Corona geschlossen. Und nach Osten das Krisenland Libyen zu durchqueren ist heikel, aber wir wollten es dennoch versuchen. Bei etlichen Ämtern bemühten wir uns um ein Transitvisum – ohne auch nur eine Antwort zu bekommen.

Einladung zum Iftar.

So blieb nur der «Rückzug» nach Italien. Die Rückkehr von Djerba nach Tunis verschaffte uns noch mal tolle Eindrücke. Etwa in Matmata. Das Berberdorf birgt jahrhundertealte Höhlenwohnungen, von denen eine als «Star Wars»-Drehort diente – ihr erinnert euch vielleicht, dass wir davon schon mehrere besichtigt haben.


In Matmata treffen Mike und Andrea erneut auf einen «Star Wars»-Drehort …
In Matmata treffen Mike und Andrea erneut auf einen «Star Wars»-Drehort …
… und sind begeistert vom Ort …
… und sind begeistert vom Ort …
… mit seiner lebendigen Kultur.
… mit seiner lebendigen Kultur.
Höhepunkt: die Einladung zum Iftar – dem nächtlichen Essen während des Ramadan.
Höhepunkt: die Einladung zum Iftar – dem nächtlichen Essen während des Ramadan.

Wir campten direkt neben der Moschee. Als wir bei Sonnenuntergang über die Wohnhöhlen wanderten und das Abendgebet des Imams erklang, war das ein magischer Moment. Damit nicht genug: Der Besitzer des kleinen Campingplatzes lud uns ein zum Iftar. Dieses Mahl nehmen Muslime während des Ramadan nach Sonnenuntergang ein. Glücklich und mit vollen Bäuchen schliefen wir tief und fest. Bis wir um 4.00 Uhr am Morgen wieder vom Imam geweckt wurden.

Nächste Station war das fast 1.800 Jahre alte Amphitheater von El Djem, das einst 35.000 Zuschauern Platz geboten hat. An den Wänden fanden wir überall eingeritzte Namen auf Arabisch und Lateinisch – manche mit Datum oder Jahreszahl.


Platz für 35.000 Zuschauer und 1.800 Jahre alt: das Amphitheater von El Djem.
Platz für 35.000 Zuschauer und 1.800 Jahre alt: das Amphitheater von El Djem.

Wasser bleibt knapp.

Es leuchtet sicher ein, dass in einem recht trockenen Land wie Tunesien das Trinkwasser kostbar ist. Oft boten noch nicht mal die raren Wasserstellen brauchbares Nass. Gegen den hohen Salzgehalt war selbst unsere fünfstufige Filterung machtlos. Deshalb starteten wir immer zwei, drei Tage, ehe der Vorrat ausgehen würde, die Suche nach einer Quelle.

Sieben anstrengende Stunden.

Die wahre Herausforderung erwartet uns aber vor der Passage nach Italien. Damit meinen wir nicht die Corona-Tests und das Tierarzt-Zertifikat für Hündin Aimée. Nein, die Krux sind die sieben Stunden Wartezeit bis zum Ablegen der Fähre, die für 23.00 Uhr angesetzt ist.


Schon auf dem Parkplatz vor dem Ticketschalter lauern Jugendliche. So schön Tunesien für Besucher ist: Vielen jungen Einheimischen bietet das Land keine Perspektive. Deshalb versuchen sie, es als blinde Passagiere nach Europa zu schaffen. Nach Sonnenuntergang versucht ein Junge, in unsere Stauklappe einzubrechen. Wir sehen ihn frühzeitig.

Vor der Einfahrt ins Hafenareal bildet sich ein Stau – in einer kaum beleuchteten Strasse. Hier warten ganze Gruppen auf ihre Chance. Sie versuchen bei jedem Van oder Lkw unters Fahrzeug oder aufs Dach zu klettern. Bis die Kolonne wieder ins Rollen kommt, patrouilliert Mike und erwischt zwei weitere Jugendliche, die unter den Axor gekrochen sind.

Endlich auf der Fähre.

Im Hafen steigen wir für einen letzten Check aus. Tatsächlich hat sich noch ein Junge auf unserem Dach versteckt. Die Grenzbeamten sehen dem Ganzen fast tatenlos zu und überlassen alles der Fährfirma. Es ist 2.00 Uhr, als die Fähre ausläuft. Zehn Stunden später sind wir in Palermo. Die super freundlichen Grenzbeamten finden unseren Axor toll und machen Fotos. Eine Absprache reicht, um zu klären: Wir dürfen die Eigenquarantäne im Lkw verbringen.


Unterwegs im Süden Siziliens.
Unterwegs im Süden Siziliens.
Im Naturpark Zingaro.
Im Naturpark Zingaro.
Das Dörfchen Erice.
Das Dörfchen Erice.
Das Dörfchen Erice.
Das Dörfchen Erice.
Spannende Felsformation: die Küstenfelsen «Scala dei Turchi».
Spannende Felsformation: die Küstenfelsen «Scala dei Turchi».

Siziliens wilde Landschaft mit den blühenden Wiesen nimmt uns sofort für sich ein. An einem Strand brauchen wir mehrere Tage, um den Wüstensand aus dem Fahrzeug zu schaffen. Danach besuchen wir den Naturpark Zingaro, den letzten unverbauten Küstenabschnitt der Insel.

Italien von seiner besten Seite.

Wir schlendern durch das bekannte und dennoch nahezu ausgestorbene Dörflein Erice und kaufen im einzigen geöffneten Geschäft typisch sizilianische Süssigkeiten. Wieder an der Küste, besuchen wir die Salinen von Marsala und den treppenförmigen Küstenfelsen Scala dei Turchi. Vor Sonnenuntergang spazieren wir durch die Gassen des Bergdorfs Ragusa und geniessen eine Pizza.

Unsere Navigationsfähigkeiten sind gefordert: Es ist nicht leicht, durch die Dörfer zu kommen. Schwitzen lässt uns die Kombination von hervorstehenden Balkonen, Klimaanlagen und parkenden Autos. Zum Glück ist unser Axor erneut wendig genug. Ganz anders jetzt die Weite um uns: Wir stehen oben an einem Canyon, von wo aus wir auch wandern gehen können. Wir lassen die Eindrücke der vergangenen Wochen einsinken – und ihr dürft euch überraschen lassen, wohin es uns als Nächstes verschlägt.


Ragusa im Südosten Siziliens.
Ragusa im Südosten Siziliens.

4-Xtremes – The World Tour.

Eine Reise, die ihresgleichen sucht.

Drei Jahre sind Andrea und Mike Kammermann mit ihrem Axor auf Achse. «4‑Xtremes – The World Tour» lautet das Motto der Reise, zu der die beiden Schweizer Mitte 2020 aufgebrochen sind – und an der sie die RoadStars-Community teilhaben lassen! Bleibt up to date und verpasst keines der atemberaubenden Ziele, die das Abenteuer‑Paar ansteuert.

Die aktuellen Teile der Serie «4-Xtremes – The World Tour» findet ihr hier.

Den Verlauf der Reise vor der Überfahrt nach Südamerika findet ihr hier.


Fotos: 4-Xtremes

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