Versuchsreihe in Südtirol: Was leistet der eActros?

Fahrzeug & Technik

Härtetest.

Extreme Steigungen, grosse Temperaturunterschiede: zwei eActros in den Alpen.


Für den Lkw-Fan Christian Oesterle ist der Brennerpass vor allem ein Symbol für Fernweh; für den Ingenieur Oesterle ein ideales Terrain zur Erprobung der Leistungsfähigkeit des eActros.

Auf der Brennerautobahn erfüllte Oesterle und sein Team eine Mischung aus Staunen und Stolz. «Mit dem ersten batterieelektrischen Mercedes‑Benz Lkw über die Alpen zu fahren war ein unbeschreibliches Gefühl», sagt Oesterle, bei Daimler Trucks für die Software- und Funktionsentwicklung Thermomanagement des eActros zuständig.



Denn die Reise vom Werk Wörth ging nicht ohne Grund über die Alpen. Zwei seriennahe Versionen des batterieelektrischen Lkw absolvierten rund um die Südtiroler Stadt Bozen anspruchsvolle Tests.

Ideale Testbedingungen.

Das Team um den 35-jährigen Versuchsingenieur testete die beiden Trucks auf Leistung und Dauerhaltbarkeit – dabei waren die eActros stets bis zum zulässigen Gesamtgewicht von 27 Tonnen beladen.

«Südtirol bietet mit extremen Steigungen und Gefällen optimale topographische Bedingungen für unsere Tests», sagt Oesterle, der mit seinen Kollegen auf diese Weise die volle Antriebsleistung der beiden Stromer abrufen konnte. Bergab erprobte das Team das Verhalten bei maximaler Rekuperation.


Gleichzeitig ermöglichte die Region zu dieser Zeit ideale Voraussetzungen für Fahrten bei sehr heissen Temperaturen – teilweise zeigte das Thermometer bei Stadtfahrten über 40 Grad Celsius an.

Während des Testzeitraums haben die beiden E-Lkw im Erprobungsverlauf insgesamt 54.000 Höhenmeter bewältigt. Den höchsten Punkt erreichten die Fahrzeuge bei Messfahrten am Kaunertaler Gletscher: 2.750 Meter. «Man kann wirklich sagen: Der eActros hat diese Bedingungen ziemlich unaufgeregt hingenommen», sagt Oesterle zufrieden.


Lars Hoffmann (links) und Florian Rosenstengel (rechts) vom Erprobungsteam bei einer Pause.
Lars Hoffmann (links) und Florian Rosenstengel (rechts) vom Erprobungsteam bei einer Pause.

Die Batterien der beiden Dreiachser für den schweren Verteilerverkehr wurden auf der Fahrt von Deutschland über Österreich bis nach Italien ausschliesslich an öffentlichen Ladesäulen aufgeladen. «In Österreich und auch in Südtirol sind wir auf eine sehr gut ausgebaute Ladeinfrastruktur gestossen», sagt Oesterle. Die Ladestopps waren auch immer eine gute Gelegenheit, mit anderen batterieelektrisch Reisenden ins Gespräch zu kommen. «Einen Lkw an den Ladesäulen anzutreffen, überraschte die meisten.»


«Südtirol bietet mit extremen Steigungen und Gefällen optimale topographische Bedingungen für unsere Tests.»

– Christian Oesterle, Versuchsingenieur bei Daimler Trucks


Auf der Rückreise brachte das Versuchsteam dann auch noch ein echtes Meisterstück auf den Asphalt: «In unter zehn Stunden von Bozen bis in den Schwarzwald, das hat Fernverkehrsniveau.» Nicht zuletzt deshalb ist Oesterle überzeugt: «Ich habe volles Vertrauen in den eActros. Das ist unser Truck für eine neue Ära.»

Serienproduktion.

Im Mercedes‑Benz Werk Wörth startete Anfang Oktober dieses Jahres die Serienproduktion des eActros – des ersten vollelektrischen Truck von Mercedes‑Benz.


Fotos: Daimler

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