Die Zimmerei Marth arbeitet mit einem Unimog U 2100

UNIMOG

Der Glücksgriff.

Carports, Dachstuhlausbauten und Holzhäuser sind das Geschäft von Philipp Marth. Der Stubaitaler Unternehmer baut, was immer aus Holz gebaut werden kann – und vertraut bei seiner Arbeit auf einen fast 20 Jahre alten Unimog 2100.


„Wie schaut’s aus? Seid’s bereit?“ Philipp Marth blickt nach oben. Er trägt eine schwarze Arbeitshose, eine grau-weiß gestreifte Fleece-Jacke mit roten Reißverschlussrändern und einen weißen Arbeitshelm. Um seinen Bauch hängt die Fernbedienung für den Kran seines Unimog. „Hallo?“ Sekunden vergehen. „Hallo?“ Endlich taucht in der Fensteraussparung des Dachausbaus des Einfamilienhauses in Fulpmes ein Kopf auf. „Ja, geht schon“, kommt es von oben. Philipp Marth fährt sich mit dem Unterarm über die Stirn. Vorsichtig wandern seine Hände dann zur Fernbedienung. Eine minimale Bewegung mit einem Finger da, eine kleine Korrektur dort und schon hebt der Kran Dutzende 6/8er-Staffel von einem wenige Meter entfernt stehenden Anhänger. Die langen Kanthölzer sind für die Hinterlüftungsebene des neuen Dachs gedacht, der Kran hebt sie nun hoch und höher. Noch eine kleine Korrektur, dann setzt Marth die Staffeln präzise auf einem Dachvorsprung ab. Kein Zweifel: Der Mann macht das nicht zum ersten Mal. 



Seit mittlerweile fast zehn Jahren sind der Unternehmer aus Schönberg im Tiroler Stubaital und sein Unimog 2100 ein unzertrennliches Gespann „Ich habe ihn damals im Internet gefunden“, sagt Marth. Damals, das war im Jahr 2012 und sein Glück war das Unglück eines anderen. „Das Fahrzeug gehörte einem Arzt mit einer kleinen Landwirtschaft, der bei der Arbeit von einem Stier erdrückt wurde“, sagt er. „Ich habe das Inserat gesehen, sofort angerufen und war dann auch schon am Weg in Richtung Nürnberg, um mir das Fahrzeug anzuschauen.“ Warum die Eile? „Weil ich davor schon an mehreren Unimogs, die zum Verkauf standen, interessiert war. Die Nachfrage war aber stets derart enorm, dass ich immer zu spät dran war. In diesem Fall war ich der erste Interessent. Ich habe dann gleich direkt vor Ort alles klar gemacht und das Fahrzeug gekauft.“ Kurios: „Kurz darauf hat sich ein Steirer telefonisch bei mir gemeldet, der den Unimog auch gerne gehabt hätte. Der hat mir meinen Kaufpreis plus 5.000 Euro geboten, wenn ich direkt an ihn weiterverkaufe.“



Der Tiroler ließ sich auf das Angebot nicht ein. Stattdessen verpasste er dem 2004er-Baujahr einen Kranaufbau und machte ihn zum neuen Star im Fuhrpark seines Holzbau-Unternehmens. Wieso er nicht stattdessen auf einen Lkw setzt, der mehr Lasten transportieren könnte? „Der Unimog ist flexibler und praktischer“, sagt Marth. „Was bringt mir mehr Laderaum, wenn ich den Lkw dann nur eingeschränkt einsetzen kann und ich ihn nur für kurze Strecken brauche? Wir kommen im Jahr gerade einmal auf 2.000 bis 3.000 Kilometer Fahrleistung, aber rund 200 Stunden Betriebszeit. Wir haben zudem sehr oft bei kleinen Baustellen zu tun. Dort sind die Einfahrten eng, der Untergrund wäre für einen schweren Lastwagen zu weich. Der Unimog ist für solche Situationen aber wie geschaffen und wenn ich mit Anhänger unterwegs bin, komme ich trotzdem auf eine ordentliche Nutzlast. Noch dazu macht er auch bei längeren und steileren Anstiegen nicht schlapp und er deckt praktisch alle unsere Einsatzeventualitäten ab.“ Echte Vorteile im Arbeitsalltag sind für Marth der Kran mit seinen bis zu 19 Metern Reichweite und vor allem die V-förmige Abstützung des Universalgeländefahrzeugs. „Dadurch kann ich den Kran seitlich des Fahrzeugs einsetzen, aber auch nach vorne und hinten – ohne dass ich das Fahrzeug zuerst aufwändig umstellen muss.“



Zurück zum Dachausbau in Fulpmes: Dort muss der Unternehmer nicht nur Kanthölzer nach oben heben, sondern auch Abbruchmaterial von oben nach unten. Seine Mitarbeiter haben die Rigipsplatten- und Dachpappenreste in sogenannten Big Packs gesammelt, die Philipp Marth nun mit dem Kran auf den Anhänger hievt. Einen Behälter, dann noch einen. Anschließend hebt er auch noch Abbruch-Holzlatten des Altdachs auf den Hänger und schon geht es weiter in Richtung der nächsten Baustelle. Dort sollen Marth und seine Mitarbeiter ein Carport errichten.


„Geht nicht, gibt’s bei uns nicht!“

- Philipp Marth, Unternehmer


Bereits vier Generationen!

Als das Unternehmen um 1900 von Zimmermeister Josef Marth gegründet wurde, konnte der natürlich nicht ahnen, dass sich sein neuer Betrieb mehr als 100 Jahre später mit Carports herumschlagen wird müssen. Und auch nicht, dass die Firma dann noch in Familienbesitz sein wird. Wie damals dreht sich aber auch heute bei der vierten Marth-Generation im Unternehmen noch alles um Holz – um Dachausbauten, die Errichtung von Blockhütten, landwirtschaftlichen Gebäuden und Häusern, den Aufbau von Terrassen, Treppen und Geländern. „Es gibt nichts aus Holz, was wir nicht planen und bauen würden“, sagt Philipp Marth und lächelt. 



Neben dem Unimog 2100 vertraut er in seinem Fuhrpark auch auf einen MB-Trac. Ein weiterer Unimog, ein alter 406 Cabrio, geht als Liebhaberprojekt durch. Der steht nicht im Arbeitseinsatz. „Ich habe ihn Anfang 2018 aus Passau gekauft und aufwändig restauriert.“ Marth hat dabei mit Profis zusammengearbeitet, aber auch selbst Hand angelegt, wenn es etwa ums Sandstrahlen ging. „Mir macht das Spaß, wenn ich ein paar Handgriffe selbst erledigen kann.“ Noch mehr Spaß macht es ihm allerdings mit dem Oldie auszufahren. Wenn die Sonne scheint, das Cabrio-Verdeck nach hinten geklappt ist und nicht gerade wieder irgendwo eine Baustelle dringend auf Fertigstellung wartet, heißt es nicht hoch aufs Dach, sondern in Richtung Familie: „Wie schaut’s aus? Seid’s bereit? Fahr’ma aus?“


Bilder: Sebastian Freiler

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