Einzigartig: Tschechiens erster Arocs als Bergungs- und Abschleppfahrzeug

Petr Šimánek ist stolz auf ein in Tschechien einzigartiges Fahrzeug, einen Arocs 3253 als Bergungs- und Abschleppfahrzeug. „Der Arocs ersetzt dreiachsige Abschleppfahrzeuge, die bei manchen verunfallten Fahrzeugen Probleme mit der Traktion der Vorderräder hatten – und das trotz einer verschiebbaren Last am Rahmen. Deshalb fiel unsere Wahl auf einen Arocs mit vier Achsen und dem größtmöglichen Radstand“, so der Chef von Šimánek Auto.

Der Preisunterschied beim Aufbau für ein drei- oder vierachsiges Fahrwerk sei minimal, der Nutzwert einer 8×4-Version sei jedoch ungleich größer, sagt er. „Dieses Spezialfahrzeug hat auch bei voll ausgefahrener Hubbrille, die zum Beispiel beim Abschleppen von Omnibussen verwendet wird, keinerlei Traktionsprobleme.“

Obwohl es sich um einen Arocs handelt, nutzt dieses Fahrzeug alle modernen Technologien aus dem Fernverkehr einschließlich MirrorCam und Multimedia Cockpit, interactive.

Besonders bemerkenswert: Der Arocs mit dem OM 471 mit 390 kW Leistung verzichtet auf eine Turbo-Retarder-Kupplung. Stattdessen verfügt er über das automatisierte 12-Gang-Schaltgetriebe PowerShift 3. Petr Šimánek: „Diese Kombination ist für uns vollkommen ausreichend, weil der Fahrzeugantrieb an den Bergungsaktivitäten nicht beteiligt ist. Diese erfolgen nämlich ausschließlich mithilfe des Aufbaus, zu dem zwei ferngesteuerte Seilwinden, ein Haken und die Hubbrille gehören.“

– Petr Šimánek

Italienische Maßarbeit.

Auf dem europäischen Markt gibt es eine ganze Reihe Hersteller solcher Aufbauten, aber Petr Šimánek hat bei seinem neuen Stern in der Flotte auf die italienische Firma Omars gesetzt. „Omars ist zwar erfahrungsgemäß am teuersten, bietet aber auch die höchste Qualität und ist außerdem in der Lage, den Aufbau auch optisch am besten zu gestalten. Bei diesem Arocs ist beispielsweise die 10-Tonnen-Last hinter der Kabine versteckt, während sie von den anderen Aufbauherstellern direkt auf den Rahmen gesetzt wird. Das ist weder ästhetisch noch sicher im Hinblick auf die Knautschzonen.“

Bei der Konfiguration des Aufbaus kooperierten die Profis von Šimánek Auto mit der tschechischen Vertretung der Firma CZ Hartmann, mit der sie langfristig zusammenarbeiten.

Am Unfallort.

Das entscheidende Wort während der Bergungsarbeiten hat Václav „Venda“ Sýkora, Šimáneks rechte Hand. Zweiter Fahrer des Abschlepp-Arocs ist Ondra Šimánek.

„Je nach Schadensumfang müssen wir entscheiden, mit welchem Fahrzeug wir zum Unfallort ausrücken“, sagt Venda. „Unsere zwei 8×4-Spezialfahrzeuge sind für die größten Einsätze bestimmt, bei denen sich die Bergungsarbeiten von einem festen Untergrund aus durchführen lassen. Dabei ist es sehr häufig so, dass sich die beiden Trucks ergänzen, um das zu bergende Fahrzeug abzusichern. Das Risiko eventueller Schäden durch unsere Arbeit müssen wir so gering wie möglich halten.“

Wer hat das Sagen?

„In der Firma der Chef, dort draußen meistens ich“, sagt Venda mit einem Augenzwinkern. „Am Unfallort bestimmt der Einsatzleiter die Art der Bergung und den Ablauf der einzelnen Schritte.“ Vor dem Abschleppen sind die Bremsen des beschädigten Fahrzeugs mit Druck zu beaufschlagen. Bei einer Beschädigung des Getriebes oder beim Abschleppen mithilfe der Hubbrille an der Vorderachse des Fahrzeugs muss die Kardanwelle gelöst und häufig auch das Transportgut umgeladen oder der Anhänger beziehungsweise Auflieger getrennt werden.

Die Brille am Heck des Fahrzeugs ist eine Spezialanfertigung. „Zur Brille gehört ein ausfahrbarer Arm, den wir als Kran verwenden können, als eine Verlängerung der Rollen oder nach dem Aufsetzen spezieller Kufen auch für das Anheben der Räder der Vorderachse, sodass das Fahrzeug mit angehobener Vorderachse abgeschleppt werden kann.“ Größten Wert legen Venda und seine Kollegen auf die Absicherung des abzuschleppenden Fahrzeugs: „Den Verlust einer ungebremsten Ladung können wir uns auf keinen Fall erlauben.“

Ab in die Werkstatt. Oder?

Die verunglückten Fahrzeuge werden direkt zu den Vertragswerkstätten zur Reparatur oder in das eigene Depot von Šimánek Auto gebracht – bei ausländischen Fahrzeugen allerdings wird das Fahrzeug bis zur Zahlung einbehalten. „Das kommt sogar relativ häufig vor“, sagt Venda. „Vor allem bei Lkw aus Osteuropa. Wir hatten hier zum Beispiel einen Ukrainer, bei dem es 27 Tage dauerte, bis alles geklärt war. Seine Fahrerkabine war beschädigt, und wir haben ihn in der Pension nebenan einquartiert und ihm ein Fahrrad besorgt, damit er sich wenigstens die Gegend anschauen konnte.“

„Geht nicht“ gibt’s nicht.

Abschleppen ist Erfahrungssache. Ganz einfach weil die Umstände immer andere sind und immer aufs Neue eine andere Herangehensweise brauchen. Venda mit einen Lächeln: „Bisher haben wir noch alle Aufträge erfolgreich abhaken können. Es ist immer wieder ein Spiel mit der Physik, und dabei nutzen wir das Prinzip des Flaschenzugs. Wenn ein Fahrzeug nicht genügt, setzen wir noch ein zweites ein. Und wenn das auch nicht reicht, können wir uns auf unseren eigenen Kran verlassen.“

Im Zusammenspiel mit dem neuen Arocs und seinem 110-t-Aufbau von Omars ist Šimánek Auto im Süden der Tschechischen Republik das einzige Unternehmen mit diesen technischen Möglichkeiten.

Der Truck ist die Visitenkarte.

Firmenchef Petr Šimánek kann auf reichlich Erfahrung zurückblicken. „Wir haben schon immer Autos verkauft, die abgeschleppt werden mussten. Und da wir schon über die notwendige Ausrüstung verfügten, haben wir uns an die Versicherungen gewandt, die wir bereits aus einer früheren Zusammenarbeit kannten. Schon damals waren sie von der Qualität und Sauberkeit unserer Ausrüstung überrascht, und nach und nach begann unsere Zusammenarbeit beim Bergen und Abschleppen von Fahrzeugen.“

Die richtige Ausrüstung, hochwertige und zuverlässige Fahrzeuge, die immer sauber und aus der Ferne erkennbar sind, dazu eine höchst professionelle Einstellung, das sind die Unternehmenswerte. „Wir verrichten nämlich eine professionelle Arbeit, die keiner einfach so erledigen könnte, und dementsprechend muss das auch nach außen wirken. Und zwar von A bis Z“, erklärt Petr Šimánek und fügt hinzu: „Für die Zukunft planen wir eine Erweiterung unseres Fuhrparks um ein Fahrzeug mit Allradantrieb. Das wird wohl auch wieder ein Arocs werden.“