Stromversorger APG setzt auf einen Unimog U 530

Reportage

Unter Strom.

Vom Materialtransport bis zur Unterstützung bei Störfällen: Der neue Unimog U 530 von Austrian Power Grid ist ein echter Allrounder.


Große Wasserlacken zeugen von einer regnerischen Nacht, noch immer hängen dichte Wolken um die Berggipfel der Gailtaler Alpen. Doch das Bergpanorama ist heute nur Hintergrundkulisse. Mindestens ebenso spektakulär ist die Szenerie im Osttiroler Umspannwerk Nussdorf-Debant bei Lienz. Christoph Hollaus lächelt. „Hochspannungsleitungen sind wie Autobahnen und Umspannwerke ihre Abfahrten“, sagt der Schaltanlagen-Operator. Anschaulich erklärt der Mitarbeiter des Stromnetzbetreibers Austrian Power Grid (kurz APG), was hier, wenige Meter hinter seinem Rücken passiert. Etliche Transformatoren bringen die ankommenden Hochspannungsleitungen auf die gewünschte Spannungsebene für die regionalen Landesversorger. Der Strom fließt dann über die lokalen Verteilernetze (Hollaus: „quasi die Bundesstraßen“) weiter zu den Niederspannungsnetzen (vergleichbar mit Landstraßen) und schließlich mit 400 Volt über die „Ortsstraßen“ in die Steckdosen von zehntausenden Haushalten in der Region.

Man muss kein Experte sein, um zu verstehen, dass die österreichweit 63 APG-Umspannwerke aufgrund ihrer „Schnittstellenfunktion“ für das Stromnetz im ganzen Land von entscheidender Bedeutung sind. Selbst das benachbarte Ausland ist zum Teil auf die rot-weiß-rote Infrastruktur angewiesen, wie Christoph Hollaus erklärt. Über den Standort in Osttirol läuft etwa eine wichtige Auslandsleitung nach Italien.



Mission: Stromversorgung sicherstellen.

Kein Wunder also, dass APG einen enormen Aufwand betreibt, um die Versorgung der Stromkunden auch in Zukunft sicherstellen zu können. Regelmäßig werden alte Transformatoren durch neue, leistungsfähigere ersetzt, Wandler getauscht und Leitungen verbessert. Es wird aber auch in die Fahrzeugflotte investiert: Erst im vergangenen Jahr wurde am Standort Nussdorf-Debant ein neuer Unimog U 530 von Mercedes‑Benz als Ersatz für einen alten Unimog Baujahr 1989 in Betrieb genommen.

Christoph Hollaus blickt nach oben. Die meiste Zeit über arbeitet er eigentlich im APG-Umspannwerk in Kaprun in der Nähe von Zell am See und nur selten hier am Standort Lienz. Gerade eben hat er vier Ketten in den Lasthaken des Unimog-Krans eingehängt. Jetzt befestigt er die anderen Enden an den Ösen eines mehrere Metern langen Strom- und Spannungswandlers, der anschließend zu einer Baustelle im hinteren Bereich des Umspannwerkes transportiert werden soll. Nebenan liegen kleine, große und riesige Kabeltrommeln, Winkeleisen für Masten, Leistungsschalter und sogenannte Provisoriumskisten, mit allem drin, was es bei potenziellen Störfällen braucht.

Christoph Hollaus kontrolliert nun, ob die Ketten gut fixiert sind. Ein Knopfdruck auf der Fernsteuerung und der Kran hebt den Strom- und Spannungswandler langsam an. Das etwa eine Tonne schwere Teil entfernt sich Zentimeter für Zentimeter vom Boden, Trotzdem bleibt der Unimog fest in seiner Position – sechs Stützen sei Dank.



Ein neuer U 530 für den Standort.

Worin sich der neue Unimog von seinem 30 Jahre alten Vorgänger unterscheidet? Der APG-Mitarbeiter lächelt. „Wo soll ich anfangen?“, fragt er und überlegt einige Sekunden. „Unmöglich. Nein, das lässt sich nicht vergleichen.“ Der alte Unimog habe seine Aufgaben zuverlässig erfüllt, da habe es nie Probleme gegeben. „Aber technisch und vom Komfort her ist das hier eine völlig neue Welt“, sagt Hollaus. Der Salzburger deutet auf den neuen Unimog. „Der Kran ist größer, die Leistung mit 220 kW stärker, die Bedienung einfacher. Ich kann auf Knopfdruck sogar den Reifendruck dem Terrain anpassen. Zudem hat der Neue eine Allradlenkung, bei der die Hinterachse mitlenkt und die das Manövrieren im Gelände, aber auch zwischen den Masten im Umspannwerk deutlich erleichtert.“ Beim Rangieren schlagen überhaupt nur die hinteren Räder ein, zudem kann der APG-Unimog dank seiner Allradlenkung auch spurversetzt im sogenannten „Hundegang“ bewegt werden. Dieser Modus gleicht den Hangabtrieb bei Arbeiten in seitlichem Gefälle aus und bringt auch an Schneewänden Vorteile.



Eingesetzt wird das Fahrzeug bei APG vor allem für kleinere Transportaufgaben wie aktuell im Werk, aber auch für Revisions- und Kranarbeiten sowie für Leitungskontrollen.

Im Winter räumt er mit Schneeschild und Schneefräse ausgerüstet bei Bedarf auch Schnee. Vom am Standort Lienz stationierten Leitungstrupp wird der Unimog zudem zur Behebung von Störfällen eingesetzt.

„Dank seiner großen Geländegängigkeit sind damit auch abgelegene Masten gut erreichbar“, sagt Christoph Hollaus. „Mithilfe des Krans lässt sich das Störgestänge rasch errichten.

Der Greifer hebt sogar im Weg liegende Bäume beiseite. Und wenn einmal gar nichts mehr weitergehen sollte, dann können wir das Fahrzeug mit seiner Selbstbergeseilwinde sogar zurück auf festes Terrain ziehen.“


Ob er beim neuen Sternen-Allrounder auch schon einen Minuspunkt ausgemacht hat? Oder gar eine Schwachstelle?

Der Salzburger lächelt wieder. „Der einzige Nachteil ist die geringe Ladefläche“, sagt er und blickt hinüber auf die Baustelle.

Aber ein richtiges Problem sei auch das bald nicht mehr. „In ein paar Wochen bekommen wir von der Firma Gögl einen neuen Hänger geliefert. Dann gibt es wirklich nichts mehr zu meckern.“



Fotos: Bubu Dujmic

Noch keine Kommentare