Schweiz: Im eActros durch Zürich

Reportage

Überzeugt.

Die Migros Zürich testet für Mercedes-Benz Trucks einen dreiachsigen eActros im schweren Verteilerverkehr. Hans-Ruedi Öggerli steuert ihn durch den Tag.


Zürich, Kreuzplatz. Hans-Ruedi Öggerli lässt seinen Lkw rückwärts an die überdachte Rampe der Migros-Filiale rollen. Er steigt aus, senkt die Hebebühne und öffnet die Flügeltüren des Kühlkoffers.

Anders als beim Anhänger an der Rampe nebenan weist bei Hans-Ruedis Truck nur ein kleiner Schriftzug auf die Firma Migros hin. Der 60-Jährige fährt einen der ersten eActros in der Schweiz.

Für Mercedes-Benz Trucks soll der batteriebetriebene Lkw im harten Praxiseinsatz erprobt werden.


„Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber jetzt fahre ich lieber mit dem Elektro-Lkw.“

– Hans-Ruedi Öggerli



Erfahrener Tester.

Hans-Ruedi arbeitet schon seit 44 Jahren bei der Migros. „Das ist mehr Familie als Arbeitgeber“, lobt er. Angefangen als Fahrer hat er in einem Verkaufsbus mit über 1.000 Artikeln, aus denen die Kunden damals auswählen konnten. „Ich war Fahrer, Besteller und Einräumer. Ich war auch ein guter Verkäufer“, erinnert er sich an diese für ihn tolle Zeit. Toll auch deswegen, weil er damals zusammen mit seiner Frau die Touren fuhr. Nach 20 Jahren war für ihn 1996 Schluss.

Er machte seinen Führerschein für Lastzüge nach und wurde dann 19 Jahre lang auf Sattelzügen eingesetzt. Bis zu 20 Touren absolvierte er da am Tag. „Rein vom Fahren her ist der Sattelzug eine größere Herausforderung.“ Genau wie das frühe Aufstehen: „Ich fing um 3.45 Uhr an. Da musste ich jeden Abend um halb neun ins Bett.“ Für den Fußballfan bedeutete das Verzicht: „Die Champions-League-Matches konntest du dir ans Bein streichen.“


Mit dem eActros änderte sich einiges für Hans-Ruedi.

Seit Hans-Ruedi den eActros fährt, geht es für ihn morgens erst zwischen halb sechs und sechs los. Und er hat auch weniger Touren.

Denn die Migros setzt den batterieelektrisch angetriebenen Truck zur Belieferung kleinerer innerstädtischer Filialen ein.



Erst stand der erfahrene Trucker dem eActros eher skeptisch gegenüber. Das ist mittlerweile vorbei. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber jetzt fahre ich lieber mit dem Elektro-Lkw.

Diese leise Kraftentfaltung und Beschleunigung, die Assistenzsysteme – einfach klasse.“

Auf seinen neuen Touren muss er beim Entladen nun selbst Hand anlegen. Doch einen echten Vorteil gibt es für Hans-Ruedi: „Ich kann abends ab und an wieder Fußball gucken!“


Fotos: Hans Müller

7 Kommentare