Tanja Erhardt und Annita Hegemann‑Becker: zwei von zwei Prozent

IAA Transportation 2022

Traumjob: Lkw-Fahrerin.

Die Tendenz? Langsam steigend. Doch laut Statistik sind erst knapp zwei Prozent aller Lkw‑Fahrer weiblich. Am Mercedes‑Benz Messestand auf der IAA Transportation 2022 in Hannover haben wir zwei Fahrerinnen getroffen. Wie ist es als Asphalt‑Cowgirl heute – wie war es früher?

Tanja Erhardt.


Vor gut zwei Jahren hat Tanja Erhardt ihren Lkw‑Führerschein gemacht. Seitdem fährt die 28‑Jährige ihre Touren. Die Leidenschaft für große Maschinen habe sie dazu motiviert, erzählt sie. Und hat mit ihrer Begeisterung schon ihre kleine Tochter angesteckt. „Am liebsten möchte sie mit dem Lkw Fernverkehr fahren“, sagt Tanja schmunzelnd.


Durchgestartet.

Die Paderbornerin ist in einem Actros 1851 unterwegs. Mit dem sogenannten Agrar‑Express liefert Tanja überwiegend Getreide aus, sie selbst nennt ihren Truck „Diva“. „Wir waren uns nicht sofort grün, aber jetzt liebe ich sie“, so Tanja. Und wie reagieren ihre männlichen Kollegen auf die junge Lkw‑Fahrerin? „Ein Großteil bewundert das, die ältere Generation denkt oft: Blondchen auf ’nem Lkw, das kann ja nicht gutgehen. Von der lass ich mir sowieso nichts sagen“, berichtet Tanja. Gerade an den Ladestellen habe sie manchmal Schwierigkeiten, setzt sich aber durch: „Ich sage, wie geladen wird. Ganz einfach.“



Auf Umwegen.

Durchsetzen – davon kann Annita Hegemann‑Becker ein Lied singen. Vor 32 Jahre hatte sie ihr Hobby zum Beruf gemacht, Mann und Familie standen hinter ihr. Auf dem Arbeitsmarkt dann kalter Gegenwind. „Einen Job zu kriegen war sehr schlecht“, erinnert sich Annita. „Man wurde als leichte Dame dahingestellt, von Fahrern und auch von Unternehmen.“ Das habe sie getroffen. Dann der geglückte Einstieg über eine Zeitfirma. „Jetzt werden Frauen mit Kusshand genommen“, sagt sie. „Früher war es echt extrem.“


Große Liebe: Tanja Erhardt mit Tattoo ihrer „Diva“.
Große Liebe: Tanja Erhardt mit Tattoo ihrer „Diva“.

Heute ist Annita in einem Actros mit Sattelauflieger unterwegs. „Ich fahre Küchen nach Frankreich, Spanien, Österreich“, so Annita. Und das immer noch leidenschaftlich: „Eigentlich bin ich schon Rentnerin, aber immer noch zwei bis drei Mal pro Woche als Aushilfe unterwegs.“


Annita Hegemann-Becker (re.) mit Freundin Doris Meyer auf der IAA Transportation 2022.


Fotos: Kristian Barthen
Video: Martin Schneider-Lau

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