4-Xtremes – Teil 33: Am Ort des Super‑GAU – Streifzug durch Tschernobyl

Serie: 4-Xtremes – The World Tour

Beklemmendes Highlight.

Tschernobyl hat Weltgeschichte geschrieben. 35 Jahre später kann man den Ort der Nuklearkatastrophe besichtigen – unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Andrea und Mike haben es gewagt.

Wenn sich kein Riesenrad mehr dreht: In Prypjat steht die von Menschen gemachte Welt seit der Reaktorkatastrophe im Jahr 1986 still.


Seit die Ukraine auf unserem Routenplan stand, war für uns klar: Wir besuchen Tschernobyl. Nach der Nuklearkatastrophe am 26. April 1986 erklärten die Behörden der damaligen Sowjetunion einen Radius von 30 Kilometern um den havarierten Reaktorblock 4 zum Sperrgebiet. Über 160 Dörfer und Städte wurden evakuiert oder dem Erdboden gleichgemacht. Die aufgegebene Stadt Prypjat gilt heute weltweit als Inbegriff eines Lost Place.

Wer diese Zone besuchen will, muss eine geführte Tour buchen. Wir finden ein Hostel, dessen Besitzer Aimée einen Tag lang hüten. Am Kontrollpunkt erwartet uns Reiseführerin Julia. Pässe und Drohne werden geprüft, wir bekommen Dosimeter zur Strahlungsmessung – und die Anweisung, diese durchgängig an uns zu tragen. Und schon geht für uns und den Axor die Schranke hoch.


In Tschernobyl hat der einst havarierte Reaktor 4 zwischenzeitlich eine neue Hülle bekommen.
In Tschernobyl hat der einst havarierte Reaktor 4 zwischenzeitlich eine neue Hülle bekommen.
Freundliche Stimmung, unsichtbare Gefahr.
Freundliche Stimmung, unsichtbare Gefahr.
Strenge Kontrollen, ehe das Sperrgebiet wieder verlassen werden darf.
Strenge Kontrollen, ehe das Sperrgebiet wieder verlassen werden darf.

Noch immer arbeiten hier Menschen.

Zu unserem Erstaunen ist die Straße nagelneu, und so erreichen wir schnell Tschernobyl. Die Stadt liegt noch außerhalb der 10‑Kilometer‑Zone, dem inneren Ring des Sperrgebiets. Viele Gebäude sind renoviert worden und dienen als Unterkünfte für die Arbeiter und Ingenieure des ehemaligen Kraftwerkparks Prypjat. Wissenschaftler, Soldaten, Polizisten, Feuerwehrleute – hier sind tatsächlich noch etliche Menschen beschäftigt, wenn auch in wechselnder Besetzung und daher immer nur phasenweise. Gute Infrastruktur, Sonnenschein und herbstlich farbige Bäume am Tag unseres Besuchs: Die freundliche Stimmung könnte glatt darüber hinwegtäuschen, welche Gefahr von diesem Ort noch immer ausgehen kann.

Wir sehen die neue Schutzhülle vom Reaktorblock 4 und daneben Reaktorblock 3, der bis zum Jahr 2000 Strom produziert hat. Nur an bestimmten Stellen dürfen wir anhalten und Fotos machen. Ein weiterer Kontrollpunkt, und wir sind in der 10‑Kilometer‑Zone, in Prypjat. Die damals 50.000 Einwohner zählende Stadt wurde schnell geräumt. Seit 35 Jahren steht dort alles still und die Natur holt sich Prypjat zurück.


Willkommen in Prypjat!
Willkommen in Prypjat!
Vom einstigen Boulevard ist nicht mehr viel zu sehen.
Vom einstigen Boulevard ist nicht mehr viel zu sehen.
Autoscooter, die niemals in Betrieb genommen wurden.
Autoscooter, die niemals in Betrieb genommen wurden.
Dem Verfall preisgegeben.
Dem Verfall preisgegeben.
Die Natur holt sich Prypjat zurück.
Die Natur holt sich Prypjat zurück.

Prypjat – seit 35 Jahren im Dornröschenschlaf.

Wir fahren die Hauptstraße entlang. Heute wild überwuchert und kaum noch zu erkennen, war sie einmal ein Boulevard. Prypjat, keine 20 Jahre vor der Katastrophe für die Arbeiter des Kraftwerks errichtet, galt als relativ reiche Stadt. Die meisten Gebäude sind verschlossen. Aber eine Schule, einen Kindergarten, ein Hotel und ein paar weitere Bauten dürfen wir erkunden, sogar auf eigene Faust.

Auch zum vielleicht bekanntesten Ort der einst blühenden Stadt geht es: dem Vergnügungspark mit Riesenrad und Autoscooter. All das war noch nicht einmal in Betrieb, als es 1986 schlagartig ein Ende hatte mit Prypjat. Kurz vor dem – viel zu frühen – Abschluss der Tour unternehmen wir noch einen Abstecher zu Duga. Die 150‑Meter-Empfangsantenne war Teil eines Überhorizontradars, der den Sowjets als Raketenabwehrsystem diente.


Ausfahrt erst nach strenger Kontrolle.

Dann wird es ernst: Ehe wir die Sperrzone verlassen dürfen, müssen wir zwei Kontrollpunkte mit Ganzkörperscannern passieren. Auch der Axor wird auf Strahlung geprüft. Die Dosimeter gehen zum Auswerten in ein Labor. Sind die Werte zu hoch, wird man benachrichtigt und muss sich ärztlich untersuchen oder gar behandeln lassen. Das bleibt uns erspart. Und so setzen wir unsere World Tour fort – bereichert um die Erinnerung an einen beklemmenden, aber extrem spannenden Tag.


4-Xtremes – The World Tour.

Eine Reise, die ihresgleichen sucht.

Drei Jahre sind Andrea und Mike Kammermann mit ihrem Axor auf Achse. „4‑Xtremes – The World Tour“ lautet das Motto der Reise, zu der die beiden Schweizer Mitte 2020 aufgebrochen sind – und an der sie die RoadStars-Community teilhaben lassen! Bleibt up to date und verpasst keines der atemberaubenden Ziele, die das Abenteuer‑Paar ansteuert.

Die aktuellen Teile der Serie „4-Xtremes – The World Tour“ findet ihr hier.

Den Verlauf der Reise vor der Überfahrt nach Südamerika findet ihr hier.


Fotos: 4-Xtremes

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